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Kurzgeschichten

Jeder kennt Kurzgeschichten. Jeder liebt Kurzgeschichten, deshalb gibt es auch auf dieser Website Kurzgeschichten!

Nein, das war natürlich nur Spaaaaaß! xD Falls ihr einfach mal Bock habt, etwas kurzes knackiges von mir zu lesen, dann seid hier willkommen, denn meine Kurzgeschichten gibt es zu allen erdenklichen Themen.

20.12.2015

 

Time Of Our Lives

Wie man oben sehen kann, inspiriert durch zwei Lieder und durch die 5. Staffel von Teen Wolf. Und ja, ich habe die Bedeutung der Songtexte ein bisschen gedreht.

 

"Es kann nicht einfach so vorbei sein", sagte er leise. "Weißt du nicht mehr, was wir alles zusammen erlebt und durchgemacht haben? Du kannst das unmöglich vergessen haben!"

Hilflos hob er die Hände und ließ sie dann kraftlos wieder sinken.

Fast glaubte ich, das Knacken in meiner Brust wahrzunehmen. Etwas war so eben in mir zerbrochen, doch was war es? Eine Seele, ein Herz?

Wohl kaum, etwas derartiges besaß ich gar nicht, denn dann wäre ich sicher nicht in der Lage gewesen, meinen besten Freund seit dem Kindergarten so abzuweisen.

Du schaffst es aber auch bei jedem, meldete sich der kleine Teufel in meinem Kopf zu Wort.

Vom Moment deiner Geburt an ist es, als hieltest du ein geladenes Gewehr in der Hand. Du drückst versehentlich den Abzug und schießt ein Loch in alles, was du liebst.

Wobei, versehentlich wohl eher nicht. Meine Eltern, mein Bruder und jetzt Jack. Niemand mehr übrig. So ein Pech aber auch.

"Stell' dir einfach vor, du blätterst die Seite eines Romans um und ein neues Kapitel beginnt", strömten die vergifteten Worte aus meinem Mund, bevor ich sie aufhalten konnte. "Wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen, aber jetzt muss jeder von uns seinen eigenen Weg gehen. Versteh doch, es wird Zeit für einen Neuanfang!"

Schockiert über die eigene Gefühlslosigkeit versuchte ich meinem Gesicht einen erklärenden Ausdruck zu verleihen, dennoch sah es wahrscheinlich nur mitleidig aus, denn Jack schnappte hörbar nach Luft. Als er sich wieder gefangen hatte, klang seine Stimme eisig und ruhig.

"Also gut, wenn du zu dem Schluss gekommen bist, dass all die Jahre einfach nur netter Zeitvertreib waren und es dir zu langweilig wird, will ich dir nicht im Wege stehen. Vielleicht solltest du wissen, dass mir diese 16 Jahre durchaus einiges bedeuten und ich froh war, dass Liam mein Freund gewesen ist. Leider ist die Person, welche nun vor mir steht, nicht der beste Freund, den ich je hatte, sondern nur jemand, der seinen Körper geklaut hat."

Er musterte mich unter seinem braunen Haarschopf traurig und ging dann zügig in Richtung Hauptstraße.

Du hast ja so recht, was unsere vergangenen Jahre betrifft, Jack, stimmte ich ihm still zu, während ich ihm nachsah. Aber diese andere Liam ist ebenfalls ich.

 

Wir hatten die Zeit unseres Lebens, die jetzt vorbei ist. Es ist meine Schuld, aber es ist zu deinem Besten.

03.12.2015


Buchhandlung der Träume

Entstand für den Schreibwettbewerb bei Thalia. Ich geb's auf eine einheitliche Schriftart hinzubekommen, früher hat Jimdo das automatisch gemacht ... -.-


Hastig eilte Clara durch die volle Fußgängerzone. Für November war es bereits empfindlich kalt und die junge Frau schlang ihren langen, bunten Schal fester um den Hals.

Seufzend strich sie sich die vom Wind zerzausten, schulterlangen, braunen Haare hinters Ohr.

Heute war wieder ein besonders anstrengender Tag gewesen. Der Prüfer hatte bei ihr in der Stunde gesessen und ihren Unterricht beurteilt. Trotz ihrer Bemühungen ruhig zu bleiben, war ihr dreimal die Kreide heruntergefallen und beim letzten Mal hatte sie vereinzeltes Gekicher gehört.

Plötzlich fiel Clara auf, dass sich die Straße um sie herum verändert hatte. Kein weiterer Mensch außer ihr hielt sich auf einmal hier auf und sogar die Häuser schienen nicht mehr dieselben zu sein. Stirnrunzelnd sah sie sich um. Tatsächlich, sie musste sich verlaufen haben. So etwas Dummes war ihr doch noch nie passiert!

Das im Wind gegen eine Hausfassade schlagende Ladenschild fiel ihr sofort ins Auge. Lightning Books & More. Während sie das Schild betrachtete, öffnete sich wie von Zauberhand die Tür des Geschäftes.

Als würde eine übernatürliche Macht ihr sagen, was sie zu tun hatte, betrat Clara den kleinen Laden. Augenblicklich fiel die Tür hinter ihr ins Schloss, doch die junge Frau bemerkte es gar nicht, sondern betrachtete völlig fasziniert die riesigen Regale, in denen sich dicke, etwas abgegriffene Bücher dicht an dicht reihten. Sie nahm ein rotes Buch in die Hand und schlug es auf. Die Seitenrändern zierten kunstvolle Verzierungen mit Fabelwesen und Blütenranken. Der Prinz, der nie lachte, laß sie in der Kapitelüberschrift.

"Gefällt Ihnen mein Sortiment?"

Clara erschrak und wirbelte herum. Ein älterer Herr um die 70 lächelte sie von einer Leiter aus freundlich an. Er trug eine karierte, braune Jacke, welche ziemlich getragen wirkte, eine schwarze Anzugshose und spitz zulaufende Schuhe. Auch sein Gesicht war recht markant, mit einer langen Nase, sturmgrauen Augen und buschigen Brauen.

"Ich ... äh, ja, die sehen wunderbar aus", entgegnete sie ehrlich und lächelte verlegen.

"Das sind sie in der Tat. Es ist schön, dass sich immer noch Menschen für Buchläden interessieren. Die meisten haben keine Zeit mehr für diese kleinen Traumoasen; sie arbeiten zu viel, und wenn sie dann doch einmal etwas lesen, laden sie sich ein Buch auf ihren E-Book-Reader."

Clara bemühte sich, nicht allzu schuldbewusst dreinzuschauen. Genau so lief ihr Leben ab.

"Deshalb findet auch so selten jemand mein Geschäft. Man benötigt nämlich Fantasie und die ist in der heutigen Zeit rar verteilt. Die Leute, welche sie besitzen, wissen meistens nicht einmal davon. Da fällt mir ein, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Mr Lightning und Ihrer, wenn ich fragen darf?"

"Ich heiße Clara."

Mr Lightning lächelte. "Ein schöner Name. Ich habe genau die passende Geschichte für Sie, Clara."

Der alte Mann bedeutete ihr mit einer Handbewegung ihm in den hinteren Teil des Ladens zu folgen. Er zog ein recht ramponiertes Buch aus einem Regal. Der zerlumpte Mann und seine blaue Box – Eine Sammlung von Abenteuern lautete der Titel.

"Ich denke, es wird Ihnen gefallen. Ich habe es immer gerne gelesen", meinte Mr Lightning.

"Wie viel soll es denn kosten?", fragte Clara und kramte in ihrer Handtasche nach der Geldbörse.

"Um Himmels Willens, es kostet überhaupt nichts, ich verschenke alle meine Bücher."

"Oh, okay ... vielen vielen Dank", stammelte Clara überrascht.

"Nichts zu danken", meinte Mr Lightning verschmitzt und auf einmal wurde es dunkel um Clara herum.

Einen Augenblick später fand sie sich in der Fußgängerzone wieder, zusammen mit ihrem neuen Buch und einer Visitenkarte: Lightning Books & More, Öffnungszeiten: Einmalig zu unbestimmter Zeit, Wo auch immer Sie sind.

13.09.2015


Tochter des Satans


Lächelnd kniete sie vor dem blutroten, mit Samt verkleidetem Thron.

„Steh auf, Aisha“, befahl eine herrische Stimme.

Langsam richtete sich das Mädchen auf und fuhr sich dabei mit den Fingern lasziv durch ihre wilde, rote Haarmähne.

„Ich nehme an, du weißt, was du zu tun hast, nicht wahr?“

Ein attraktiver Mann um die 30 saß auf dem prunkvollen Stuhl. Seine dunklen, fast schwarzen Augen schienen unheimlich aus ihren Höhlen zu glimmen. Sein Anblick hatte etwas Faszinierendes und war dennoch unheimlich.

„Jawohl, mein König“, grinste sie, wobei sie ihre langen, Furcht einflößenden Reißzähne zeigte.

Mit wehendem Gewand verließ sie den Saal und zog im Gehen zwei rasiermesserscharfe Dolche aus ihren femininen Stiefeln, mit welchen sie anfing, lässig zu jonglieren.

Heute noch würde er sterben, der Verräter, und zwar durch ihre Hände.

Aishas Fingernägel verlängerten sich fast um das Dreifache, während sie sanft ihre Waffen befingerte. Sie liebte das Töten, schon seit sie ein kleines Kind war. Damals hatte sie all ihren Haustieren den Hals umgedreht, nur um zu sehen, wie sie ihre letzten Atemzüge taten. Als ihre Eltern die Wahrheit über sie herausfanden, waren sie entsetzt und versuchten den Teufel aus ihr zu treiben.

Stattdessen ermordete ihre Tochter sie.

Am Hofe des Roten Königs ging es ihr gut; die anderen Dämonen hatten Respekt vor ihrer Grausamkeit. Auftragskillerin, ein wunderbarer Job.

Voller Vorfreude marschierte sie durch den Palast, bis sie schließlich im Freien stand und die frische, nach Regen duftende Nachtluft einatmete.

Aisha legte ihren warmen Umhang ab, sammelte sich und sprintete dann los. Ihre Umgebung verschwamm; bereits nach weniger als fünf Minuten hatte sie an die 10 Meilen zurückgelegt. Plötzlich tauchte ein Haus vor ihr auf. Eigentlich war es eher eine ärmliche Hütte. Hinter einem der kleinen Fenster brannte flackernd ein Kerzenstummel. Ein Käuzchen schrie warnend, als die junge Frau an die Tür klopfte.

Es quietschte laut, als eine dürre, ältere Frau die Kette entriegelte und durch den entstandenen Spalt linste.

„Guten Abend, edles Fräulein, kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie freundlich lächelnd.

Aisha strich ihr Vorzüge betonendes Kleid glatt; sie wusste, dass sie übermenschlich gut aussah.

„Ich bin wegen ihres Mannes hier. Es geht um eine berufliche Angelegenheit“, erklärte sie verbindlich.

Die Frau runzelte die Stirn.

„Er erzählt mir ja nie richtig, was er eigentlich arbeitet. Könntet Ihr vielleicht - “ Aisha gab einen schaurigen Zischlaut von sich und legte der Frau ihre Hände an die Schläfen. Deren Augen verdrehten sich in den Kopf hinein und augenblicklich fiel sie hart auf den Boden. Keine weiteren Toten, hatte ihr Meister ihr eingeschärft.

Achtlos stieg Aisha über die Bewusstlose hinweg und schritt langsam durch die Stube auf einen weiteren Raum zu. Sie konnte ihn dahinter riechen und das Kratzen seiner Feder über ein Blatt Pergament hören.

Aisha drückte die Klinke hinunter und betrat das Zimmer.

„Stell den Teller auf das Tischchen, Cara“, sagte der alte Mann ohne aufzublicken und kritzelte konzentriert weiter auf seinem Blatt herum.

Er beugte sich dabei so tief über seine Aufzeichnungen, als wollte er in sie hineinkriechen.

Sie schnaubte verächtlich. Was für ein erbärmlicher Kerl! Eigentlich reine Zeitverschwendung, jemanden wie ihn zu töten, doch Verrat war Verrat.

Der Mann blickte langsam auf. Als er sie, lässig an den Türrahmen gelehnt, erblickte, schrak er dermaßen zusammen, dass er sein Tintenfass umstieß. Azurblaue Tinte ergoss sich über die Pergamentrolle und seine Kleidung, doch er beachtete es nicht weiter.

„Dämonin!“, keuchte er und deutete anklagend mit dem Finger auf sie.

„Aisha, wenn ich bitten darf“, korrigierte sie gelassen. „Du kannst dir sicher denken, weshalb ich dich mit meiner Anwesenheit beehre.“ Sie schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln und trat mit schnellen Schritten hinter ihn. Zärtlich beugte sie sich hinunter und liebkoste seinen faltigen Hals mit ihrem Mund. Er schauderte und versuchte sich ihr zu entziehen.

„Bitte, bitte … lass mich … am Leben“, murmelte er schwach und seine wässrigen blauen Augen schwammen in Tränen.

Aisha hielt mit ihren Lippen an seinem Ohr inne. „Merk dir eines, bevor du verreckst: Der Rote König zählt auf die Treue seiner Untergebenen und du hast ihn verraten.“ Sie ertastete mit dem Finger seine Halsschlagader. Ein Zittern durchlief seinen gebrechlichen Körper.

„Verrat wird mit dem Tode bestraft“, sagte sie mit gespieltem Mitleid in der Stimme.

Dann grub sie ihren langen Nagel in seinen Hals. Blut spritzte heraus und der Mann gab ein ersticktes Gurgeln von sich. Aisha fuhr mit ihrer spitzen gespaltenen Zunge über den nicht endenden Strom an roter Körperflüssigkeit. Dafür, dass er so ein jämmerlicher Idiot gewesen war, schmeckte sein Blut erstaunlich süß. Ihre Augen glühten in der gleichen Farbe auf und sie stieß einen kehligen raubtierähnlichen Schrei aus.

Oh, wie liebte sie den Tod!

01.06.2015

 

Kriegerin (Warrior)

Inspiriert durch dieses wundervolle Lied ♥

Früher dachte ich, ich wäre ein kleines naives Mädchen, zu schwach um irgendetwas zu bewirken. Ich war mir so sicher. Doch dann tratest du in mein Leben, verhüllt in Schatten und Geheimnissen. So schön wie ein zerbrochener Engel.

Du hast mich fasziniert, als du mir erzähltest, was du dachtest, dass ich sei. Ich traute mich nicht zu glauben, was so ehrlich über deine hübschen Lippen kam. Doch meine Neugier siegte.

Sehr bald war ich gefesselt.


Du nahmst mich bei der Hand und ich stellte zum ersten Mal in Frage, wer ich in Wirklichkeit war.

Du sprachst mir Mut zu, stärktest mich von innen heraus, bis ich meine Angst überwand und dich bat, mir zu zeigen, wie man kämpft. Du lachtest dieses unglaubliche Lachen, was jeden dazu bringt dir zu vertrauen und flüstertest in mein Ohr: „Ich werde dir zeigen, wie du gewinnst.“

Von diesem Moment an war mir klar, dass du mehr bist, als das, was du vorgibst zu sein.

Du bist mein menschlicher Fehler. Ich hingegen bin deine fatale Sünde, die dich verdirbt, die du hasst, von der du aber dennoch nicht ablassen kannst.


Es gab Zeiten, in denen selbst du glaubtest, ich überstünde es nicht. Ich bewies dir, dass ich stärker bin, als ich ahnte. Es gab Zeiten, in denen zweifelte ich an mir, fest überzeugt, die Tests nicht zu überstehen, nicht einmal sicher, ob das, was wir füreinander fühlen nicht schrecklich falsch ist.

Du jedoch standest mir immer zur Seite, hieltest mich fest, wenn ich glaubte zu fallen. Nur du wusstest von Anfang an, was in mir lag, dass diese zarte, weiche Hülle eine Kriegerin verbirgt.


Meine Erinnerung lehnte es ab, Gedanken an die Zeit zu verschwenden, bevor ich dich traf.

Ich setzte mich weiter und weiter durch mit einer unbändigen Entschlossenheit, die uns beide erstaunte. Unsere Liebe wuchs unaufhaltsam, nur gebremst durch deinen Hass, den du gleichermaßen für mich empfandest.

Und als du meine Hand nahmst, sah ich die Kriegerin in mir, kämpfend, sowohl gegen alles, was uns trennen könnte als auch gegen alles, was uns verband.


Du lehrtest mich, wie man kämpft und zeigtest mir, wie man gewinnt.

Du ließt mich den Schmerz, das Brennen und Stechen unter meiner Haut fühlen. Testetest mich, ob ich wirklich so stark sei wie du dachtest und brachtest mich dazu sicher zu sein, wer ich bin.


Nachts erwachen die alten Bilder wieder zum Leben und obwohl ich die Augen öffne, denke ich, ich träume.


In diesen Nächten umklammere ich mein Kissen fest, stärke mich für den Kampf.

Einst hörte ich jemanden sagen: Wenn du etwas siehst, egal wie schlimm, unwahrscheinlich oder dumm es sein mag, glaubst du tief in deinem Herzen noch daran.

06.04.2015

 

I love you forever

 

Inspiriert durch dieses wundervolle Lied ... ♥

Sie rannte über die Wiese. Das frische, grüne Gras kitzelte sie unter den nackten Fußsohlen. Es duftete nach Blumen, welche zaghaft ihre Köpfe aus der Erde herausstreckten. Die Sonne wärmte ihren Körper nicht nur von außen, nein, sie befand sich tief in ihr drin und spendete ihr Hoffnung und Zuversicht, sagte ihr, dass alles, was sie tat, richtig war. In diesem Moment war sie sich sicher. Etwas Schöneres als dieses Leben gab es nicht. Sie breitete die Arme aus, ließ sich vom Frühlingswind das Haar zerzausen und stieß einen Laut halb Lachen, halb Schreien aus. Sie war frei!

Abrupt drehte sie sich um und schenkte ihm ein provokantes, neckendes Lächeln. Na los, fang' mich, wenn du kannst. Und schon sprintete sie weiter über das endlos erscheinende Feld.

Hinter sich hörte sie sein raues Lachen, das sich manchmal überschlug und bekam eine Gänsehaut vor so viel Freude.

Eine Hand drehte sie sanft zu sich um und drückte sie ins noch, vom Morgentau feuchte, Grün. Womit hatte sie nur solch unfassbar großes Glück verdient?

Ihr ganzer Körper kribbelte, als sie sein wunderschönes Gesicht erblickte. Für sie war er der perfekteste Mensch auf der gesamten weiten Welt. Was kümmerten sie die Meinungen der anderen, die ihn verachteten aufgrund seiner Behinderung. Für sie war er der klügste Mensch auf Erden!

Seine Augen strahlten genauso wie sein Lächeln, als er seinen Mund ihrem Gesicht näherte. Sie zitterte am ganzen Leib vor Vorfreude.

Es musste jemanden da oben im Himmel geben, der sie beobachtete und sie unter all den anderen Wesen dieser Welt ausgewählt hatte, diesem Engel zu begegnen. Eine einzelne Träne, vergossen aus vollkommener Erfüllung, rollte ihre Wange hinunter.

Endlich, endlich berührten seine weichen Lippen die ihren, nahmen ihr den Atem und dieses Hochgefühl, was sie empfand, ließ sich mit nichts missen.


Ich liebe dich, für immer und ewig, egal was kommen mag, ich werde immer da sein.  

05.01.2015



Die Grausamkeit des Lebens



Schluchzend kniete sie neben dem leblosen Körper ihrer besten Freundin. Seit der ersten Klasse waren sie immer füreinander da gewesen, hatten sich geholfen, wo sie auch konnten.

Wie viel so ein kleines Ding aus schwarzem Metall doch anrichtete.

Hatte sie sich nicht immer gewünscht, dass etwas Aufregendes geschehen würde, etwas das sie von ihrem öden Realschulalltag ablenken würde?

Alles was sie wollte, bekam sie jetzt auf grausamste Weise.


Die Tür des Klassenzimmers springt auf, gerade als sie Emma das neueste Beziehungsgerücht ihrer prüden Mathematiklehrerin erzählt. Dann, ein Knall, der jedem durch Mark und Bein fährt und Emma sackt auf ihrem Stuhl in sich zusammen.


An alles andere erinnerte sich Lucie nur noch schemenhaft. Verschwommen, als wenn sie auf einer Party wieder zu tief ins Glas geschaut hätte.


Schreie, einige weitere Schüsse, die Lehrerin fällt sofort, die durchdringenden Sirenen des Amokalarms und schließlich eine schwarz gekleidete Gestalt, die mit einem Loch in der Brust neben ihr zu Boden sinkt. Die Waffe hält sie noch in der Hand.

Überall Ketchup und dieser ekelerregende metallische Geruch. Sie fragt sich, was der Sinn dahinter sein soll.


Jetzt versteht sie es. Eine große Hand legte sich auf ihre Schulter. Gewiss eine freundliche Geste, aber Lucie musste an eine Pistole in einer schwarz behandschuhten Hand denken und sie sträubte sich in verzweifelter Angst. Schreiend warf sie sich über die Leiche ihrer Freundin.

Wie grausam konnte das Leben nur sein?

21.12.2014

 

 

Wo bleibt die Stimmung?


 

Weihnachten. Dezember. Das Fest der Liebe und des gemütlichen Beisammenseins.

Es gab Jahre, in denen ich schon im November angefangen hatte, mich darauf zu freuen.

Doch aufgrund mangelnden Schnees, mangelnder Zeit und zu viel Stress weiß ich nicht mehr, was ich davon halten soll.


Teilnahmslos laufe ich durch die Straßen, vorbei an festlich geschmückten Schaufenstern und Häusern. Fast hinter jeder Scheibe leuchten Lichtlein, doch berühren tut mich nichts davon.


Es ist warm und man fühlt sich als ob der September gerade erst vorbei wäre.

Ein schneefreier Winter wie so oft in den letzten Jahren steht bevor.


Fleißig backe ich Plätzchen, zünde Kerzen an und öffne Türchen um Türchen des Adventskalenders. Jedoch bringt all das nichts, wenn kein Gefühl dahintersteckt.


Der Stress der Weihnacht vermischt sich mit dem der Schule. Klausur reiht sich an Klausur; ist die eine vorbei, wird die nächste angesagt. Wie soll man da auch in vorfreudige Stimmung kommen?

Langsam frage ich mich, ob das so ist, wenn man älter wird und ob man sich nur als kleines Kind wirklich auf diesen besonderen Zauber einlassen kann.


Zu alledem kommt noch hinzu, dass der richtige Sinn des Weihnachtsfestes immer mehr in den Hintergrund rückt und nur das Kommerzielle beachtet wird.

Früher war alles besser. Vielleicht stimmt das sogar. Jedenfalls denke ich manchmal so, wenn ich mich an meine früheren Weihnachtsfeste erinnere.

Hoffentlich ist wenigstens der Heiligabend dies Jahr genauso schön wie immer.

02.08.2014

 

Die Flucht

Für die erste Runde des Schreibwettbewerbs bei Lena!

 

Unschlüssig betrachtete ich die winzige Perle in meiner Hand. Sie war himmelblau und sah aus wie ein Bonbon. Ein harmloser kleiner Bonbon mit Blaubeergeschmack.

Doch der Schein trügt oft und man musste nur genauer hinsehen, um zu erkennen, dass das hier gewaltig der Fall war. Ich stand kurz davor zu fliehen, weit weg in eine andere Welt, andere Dimensionen. Dazu musste ich nur die blaue Perle essen. Ob sie wirklich nach Blaubeere schmeckte? Das und viele andere Dinge würde ich erst wissen, wenn ich sie probierte.

Mit glasigem Blick versuchte ich jedes Detail in meinem Zimmer aufzunehmen. Das Bett mit der geblümten Tagesdecke, der prall gefüllte Bücherschrank und die Zeichnungen an den Wänden, welche ich in der Grundschule gemalt hatte.

Wenn ich diese kleine Perle aß, würde ich all das nie wieder erblicken, nie wieder die Vögel vor meinem Fenster zwitschern hören, weiches Gras unter meinen Fingern spüren oder den süßlichen Duft der Blumen in unserem Garten riechen.

Die Frage war nur: Wollte ich das Ganze je wieder wahrnehmen? Das Zimmer, in dem ich die letzten zwei Jahre beinahe ausschließlich verbracht hatte und die Natur, welche mich immer daran erinnerte, dass da draußen Menschen leben, die fröhlich sind?

'Nein', so lautete die klare Antwort darauf. Mit diesem Leben war ich nun endgültig fertig.

Ich ließ noch einmal die wenigen guten Momente Revue passieren und musste lächeln, während mir gleichzeitig eine Träne die Wange hinunter kullerte.

Entschlossen steckte ich mir die Tablette in den Mund und biss zu. Sie schmeckte nach Pfefferminz.

Möge die andere Welt besser sein als diese. Das war mein letzter Gedanke, bevor mich der Tod mit offenen Armen in der Schwerelosigkeit auffing.

30.03.2014

 

Hin Álfkona

Dieser Text entstand für die 3. Runde von Lays Schreibwettbewerb und basiert auf einem isländischen Brauch. Ungefähr 90% aller Isländer glauben an Naturgeister. Wenn sie ein Haus bauen, glauben sie deshalb, dass sie dem Geist, welcher dort wohnt, seinen Lebensraum nehmen, und bauen ihm deshalb ein eigenes kleines Häuschen. So leben sie dann in Frieden Seite an Seite mit ihrem kleinen Nachbarn.

 

Bibbernd trat ich aus der Haustür und zog meinen weißen Parka bis zum Hals nach oben. Die Temperatur musste seit gestern Abend um mindestens 5 Grad Celsius gesunken sein. Warum ging ich heute eigentlich in die Schule? Die letzten Tage vor den Winterferien waren doch sowieso vollkommen überflüssig. Kein Lehrer wusste mehr, was er noch mit uns durchnehmen sollte, und die Zeugnisnoten standen längst fest. Aber ich war und blieb eben ein kleiner Streber.

Die ganze letzte Nacht hatte es ununterbrochen geschneit und die weiße Schicht aus pulvrigem Schnee reichte mir bis zu den Knien. Falls ich dabei nicht erfrieren würde, konnte ich ja heute Nachmittag noch mit Tjara zusammen snowboarden gehen.

Vollkommen in Gedanken versunken wollte ich gerade die rutschige Auffahrt zu unserem Haus hinunterschlittern, als ich ein leises, kaum hörbares Wispern vernahm.

Sóley, Sóley ...

Ich fuhr zusammen und wirbelte herum. Nichts.

Interessant, jetzt kamen zu meinem ADHS also auch noch Halluzinationen. Das wurde ja immer besser.

Mein Blick fiel auf unser kleines Elfenhäuschen. Seit ich denken konnte, stand es neben der Garage. Der weiße Anstrich leuchtete beinahe in der morgendlichen Dunkelheit, rund um das Haus brannten noch die Kerzen, welche ich jeden Abend aufs Neue anzündete, und die winzige rote Tür stand einladend einen Spalt breit offen. Das Ganze sah so friedlich aus, dass ich mich fast wieder beruhigte, aber ... Moment mal, WIESO stand die Tür überhaupt einen Spalt breit offen? Das war doch allein schon wegen des Schneetreibens ziemlich fahrlässig.

Sóley ...

Nun war ich mir absolut sicher, dass das Flüstern aus dem Häuschen kam. Ein Zittern überlief mich. Eigentlich glaubte ich doch gar nicht an diese ganzen Märchen, von wegen: Um mit den Naturgeistern in Frieden zu leben, musst du ihnen eine eigene kleine Wohnung bauen. Mum und ich befolgten diesen Brauch doch bloß, weil wir ihn so niedlich fanden.

Hinter einem der verglasten Fenster im Erdgeschoss flackerte es auf einmal hell und dann schwebte etwas Weißes, Leuchtendes aus der Tür.

Sóley ... Folge mir ...

Am liebsten wäre ich hysterisch kreischend weggerannt, aber ich konnte meinen Blick nicht von diesem zarten Wesen abwenden. Da das Licht nach längerem Hinsehen in den Augen brannte, erkannte ich kaum Einzelheiten, aber das hauchdünne Paar Flügel auf seinem Rücken bildete ich mir ganz sicher nicht ein.

Aus einer inneren Eingebung heraus wusste ich, dass ich keine Angst zu haben brauchte, und so gab ich der Bitte des Wesens nach und folgte ihm in den tief verschneiten weißen Wald, welcher an unser Grundstück grenzte.

Während ich dem Glitzern, welches mir den Weg zeigte, folgte, dachte ich über diese außergewöhnliche Begegnung nach. Dieser weißlich-leuchtende Fleck war keine Schneeflocke – sondern ein winziges Naturgeisterchen aus UNSEREM Elfenhäuschen! Ich konnte das alles gar nicht glauben.

Mein kleiner Nachbar flog inzwischen zielsicher zu einer Lichtung, welche ich noch nie zuvor gesehen hatte. Die Bäume bildeten einen lockeren Kreis um eine etwa 20 Meter lange und breite Fläche. In jedem Stamm war ein faustgroßes Loch.

Sóley ... Sóley ... Sóley ...

Von überall schienen zarte Stimmchen meinen Namen zu raunen, und dann geschah das Unfassbare: Aus jedem Baumloch schwirrten an die 30 Elfen, und all diese kleinen Wesen sprachen wie ein Mann zu mir.

Willkommen, Sóley, willkommen in unserem Reich.

"Hallo", erwiderte ich zögerlich und staunte noch immer über das, was hier gerade geschah. "Warum habt ihr mich hierher geführt?" Da ich mein kleines Geisterchen nicht mehr von den anderen unterscheiden konnte, wandte ich mich an jeden von ihnen.

Du bist eine Tochter des Winters. Du bist einer der letzten Menschen, welche uns sehen können. Früher konnten viel mehr von euch Sterblichen uns von dem wabernden Nebel, der euch zu jeder Tageszeit umgibt, unterscheiden. Aber eure Feinfühligkeit stumpfte im Laufe der Jahrhunderte ab, ihr vergaßt die Träume eurer Kindheit und heute sind wir ein Volk, welches nur noch in Mythen und Sagen weiterlebt. Erzähle der Welt, dass wir existieren. Lasse die Geschichten über uns nicht in Vergessenheit geraten.

Das weiße Licht um die Elfenwesen wurde matter und ich konnte ihre hübschen fein geschnittenen Gesichter erkennen. Ihre großen Augen schimmerten traurig.

"Ich verspreche es", sagte ich feierlich mit klarer, deutlicher Stimme.

Die Geister fingen an, überglücklich zu singen, und das war das Schönste, was ich in meinem ganzen Leben gehört hatte. Am liebsten wäre ich für immer hier bei diesen freundlichen Wesen geblieben, aber ich sah, dass sie langsam aber stetig verblassten, bis sie nur noch als ein feiner weißer Dunst in der kalten Morgenluft zu erkennen waren.

Ein allerletzter Mal erhoben sie ihre Stimme. Und ich vergaß diese Worte mein ganzes Leben lang nicht mehr.

Vergiss deine Träume nicht ...

08.02.2014

 

Winterwald

2. Runde von Lays Schreibwettbewerb

 

Mit raschen Schritten trat er aus dem Haus. Trotz des dicken Wintermantels fror er erbärmlich und wog die Möglichkeit ab, noch einmal reinzugehen und sich einen zweiten Schal zu holen. Dummerweise war er schon ziemlich spät dran für die Arbeit, weshalb er sich den einen, welchen er hatte, bloß fester um den Hals schlang.

Kein Mensch, außer denen, die beruflich zu tun hatten, ging um diese Uhrzeit im Februar freiwillig nach draußen; die völlig eingeschneiten Straßen und Wege waren ausgestorben und nur gelegentlich unterbrach das Krächzen eines Raben die drückende Stille.

Am besten, ich gehe durch den Wald, sagte er sich. Das ist der kürzeste Weg, und noch mehr Verspätung kann ich nun wirklich nicht gebrauchen.

Aufgrund der klaren kalten Luft fing er bereits nach wenigen Schritten, den kleinen Hügel zum Waldrand hoch, an zu keuchen. Sein Atem verwandelte sich dabei augenblicklich in feinen weißen Dunst, der gen Himmel stieg.

Endlich betrat er die heimelige Welt der Bäume und ein rascher Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er noch ungefähr fünf Minuten bis zum Meeting Zeit hatte. Zügig setzte er einen Fuß vor den anderen, was ihm nicht besonders leicht fiel, da seine Stiefel im frischen Schnee fast gänzlich versanken. Er kam sich vor wie in einem dieser magischen Zauberwälder aus den Märchenbüchern seiner Kindheit, und ganz von diesem Gedanken erfüllt blieb er stehen und sah sich um.

Einen winzigen Moment lang hielt er die Luft an. Zauberwald. Diese Beschreibung traf das alles perfekt. Die Äste der riesigen Tannen bogen sich förmlich unter ihrer weißen Last, und manchmal rieselten einzelne Flocken von ihnen herunter. Die dicke Schneedecke war - abgesehen von seinen eigenen Fußabdrücken - vollkommen unberührt, und nur hier und da fand man die Spuren von Vogelkrallen.

Große Felsbrocken ragten aus der weißen Welt heraus wie die unförmigen Körper schlafender Riesen. Der flache Bach, welcher sich neben dem nicht erkennbaren Pfad entlang schlängelte, war zugefroren, und im Licht der gerade aufgehenden Wintersonne glitzerte die dünne Haut eisblau. An seinen Rändern hingen Eiszapfen in allen erdenklichen Größen, die wie wertvolles Kristall schimmerten. Zu gern hätte er einen von ihnen abgebrochen und genauer betrachtet, aber er wollte diese natürliche Schönheit nicht in seinen warmen Händen zerstören.

Plötzlich fühlte er sich berauscht wie nach mehreren Gläsern Champagner, weshalb er sich kurzerhand auf einen der eiskalten Riesen setzte und ganz kurz nur die Augen schloss.

Der frische Geruch des Winters stieg ihm in die Nase und er genoss die unglaublich beruhigende Stille. In ihm öffnete sich etwas; er erinnerte sich an die langen Nachmittage seiner Kindheit, an denen er mit seinen Freunden in genau diesem Wald Schneeballschlachten veranstaltet, Schneemänner gebaut und Verstecken gespielt hatte. Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen, wurde größer und verwandelte sich schließlich in ein breites Grinsen. Auf einmal verspürte er den Wunsch, all das zu wiederholen.

Am liebsten wäre er noch stundenlang so sitzengeblieben, doch nun holte ihn die Wirklichkeit unsanft ein. Ihm wurde bewusst, dass er sich seit Ewigkeiten nicht mehr so intensiv entspannt hatte. Die fünf Minuten waren natürlich längst vorüber, aber seltsamerweise störte ihn die Aussicht auf eine heftige Standpauke seines Chefs und einen schnöden Tag kaum noch. Diese wenigen Augenblicke im Wald hatten ihn so glücklich wie schon lange nicht mehr gemacht und er schwor sich, dieses Erlebnis bald zu wiederholen.

18.01.2014

 

Wenn Schneeflocken tanzen

Für die 1. Runde von Lays Schreibwettbewerb verfasst :)

 

Der Rauch zauberte abstrakte Formen, als sie die Kerze auspustete.

Das kahle Zimmer wurde jetzt nur noch von dem fahlen Licht des Mondes, das durch das große Fenster fiel, erleuchtet. Die Strahlen tanzten über einen Stuhl, einen dreckigen Tisch und ein schmales Bett, die einzigen Möbel in dem ansonsten leeren Raum.

Sie hatte es getan. Ein einziges Mal Luftholen und die Kerze war ausgegangen.

Wie jedes Jahr.

Welches wirkliche Leben sie wohl gerade ausgelöscht hatte?

Welche Person löste sich gerade in Luft auf?

Wie hypnotisiert betrachte sie die feinen Wölkchen, in die sich ihr Atem verwandelte.

Die kälteste und längste Nacht des Jahres.

Fröstelnd trat sie zum Fenster und sah den Schneeflocken zu, wie sie leise zur Erde fielen. Jeder kleine Kristall war anders auf seine eigene wunderschöne Weise.

Ich tue ihnen nicht weh, sagte sie sich. Im Gegenteil, eigentlich ist es ein Gefallen, den ich ihnen erweise. Sie sind frei, nicht gebunden an einen sterblichen Körper.

Vorsichtig streckte sie die Hand aus und fing eine der zarten Flocken auf. Im Nu verhärtete sich der winzige Kristall und begann von innen heraus zu leuchten. Rasch ließ sie die Flocke wieder nach draußen zwischen die anderen fallen, woraufhin sie augenblicklich in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehrte. Sie wollte nicht diese magische Schönheit zerstören, obgleich sie gerne die verschlungenen Formen und Linien dieses winzigen Wesens genauer betrachtet hätte.

Zu schade, dass sie als Einzige wusste, welche Kraft sich in ihnen verbarg und dass sie nicht bloß aus leblosem gefrorenem Wasser bestanden.

Im Gegenteil!

Jede Schneeflocke war von ihr erschaffen worden.

Jede Schneeflocke würde die Zeit überdauern.

Jede Schneeflocke, die Seele eines Menschen.

Ewigkeit, für immer.

08.12.2013

 

Alljährlicher Stress

 

Scheiße, schon so spät! Hektisch blickte ich auf meine Armbanduhr und fluchte. 18:00 Uhr, und ich wollte doch nachher noch Plätzchen backen! Langsam wurde mir der ganze Stress echt zu viel. Seit vier Stunden lief ich nun schon durch das überfüllte Einkaufszentrum und hatte immer noch nicht alle Geschenke beisammen.

Ein neues Fotoalbum für Dad, einen weiteren Kriminalroman für Mum, ein rosa Barbiepferd für Alice, einen kleinen Hubschrauber für Taylor ...

Was fehlte mir jetzt eigentlich noch?!

Ich strich mir das nassgeschwitzte Haar aus der Stirn und atmete tief durch. Warum tat ich mir das eigentlich an? Jedes Jahr war es dasselbe. Weihnachtsshopping passte einfach nicht in meinen Terminkalender, weshalb ich es immer auf den 23. verschieben musste. Zum Verrücktwerden!

Rasch ergriff ich wieder meine Tüten und spurtete los zu Primark. Der Laden platzte fast aus allen Nähten, und so schnappte ich mir schnell eine niedliche blaue Bluse für meine Freundin Kathy und einen dicken Wollschal für Tante Meggie.

Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit an der Kasse angestanden hatte, kam ich endlich an die Reihe. Die junge Verkäuferin sah völlig fertig aus, Schweißperlen glitzerten auf ihrer Stirn und sie warf mir einen flehenden Blick zu.

"Keine Sorge, nur die zwei Sachen", beruhigte ich sie und rang mir ein gehetztes Lächeln ab.

Sie lächelte zurück. "Einfach schrecklich, immer müssen sie ganze Wagenladungen anschleppen", raunte sie mit einem Blick auf die zwei Mädchen hinter mir, die sich jeweils mit drei riesigen Taschen abmühten. Ich nickte und zog meine Geldbörse heraus.

"Bitte schö - " Alarmiert wühlte ich in meinem Portemonnaie. Leer! Ich drehte es um und schüttelte, aber kein Geld. Alles ausgegeben! Dabei hatte ich doch 50 Euro mitgenommen. Waren die Geschenke wirklich so teuer gewesen?

Nun brach auch bei mir der Schweiß aus.

"Ich ... ähh ... mein Geld ...", stammelte ich und spürte, wie ich rot anlief. Hinter mir begannen die Leute schon zu schimpfen. Was sollte ich jetzt bloß machen?

Eine Hand streckte der Verkäuferin einen Schein entgegen. Verwirrt drehte ich mich um und erblickte – meinen Mathelehrer!

Am liebsten wäre ich auf der Stelle im Boden versunken. Genauer gesagt war er ja gar nicht mein Mathelehrer, sondern nur einer dieser unverschämt gut aussehenden Referendare. Der Kerl schenkte mir sein süßestes Sunnyboylächeln. Atmen, ermahnte ich mich, der ist mindestens fünf Jahre älter als du!

"Komm, du blockierst die Kasse", sagte er und zog mich aus dem Laden. Ich wurde noch röter als vorher, soweit das überhaupt ging.

"Wie war noch gleich dein Name? Caley?"

"Ähm, Cassandra", murmelte ich peinlich berührt. Im Licht der Weihnachtsbeleuchtung schimmerte sein hellrotes Haar und er sah mit seinem verschmitzten Grinsen aus wie ein Weihnachtskobold. Ein wunderschöner Weihnachtskobold.

"Was dagegen, wenn ich dich Cassie nenne, zumindest außerhalb des Unterrichts?"

"N-nein, sicher nicht", murmelte ich und betrachtete dabei ausgiebig meine Stiefel. Ich holte tief Luft, hob den Kopf und sagte so unverbindlich wie möglich: "Danke, dass du mich gerettet hast."

"Keine Ursache", meinte er lässig und setzte dann hinzu: "Du siehst süß aus, wenn du verlegen bist." Er hauchte mir zwei Küsschen links und rechts auf die Wangen und lief dann schnellen Schrittes davon. Zurück blieb nur ich mit meinen Tüten, und in dem Moment glaubte ich wirklich, dass es irgendwo da oben kleine Engelchen gab, die in der Weihnachtszeit Wünsche erfüllten.

31. Oktober 2013

 

White Woman

 

Die alte Kirche ragte düster und bedrohlich vor ihnen auf. Sie schluckte. Ganz ruhig, Lena, es ist doch nur eine einfache Kirche. Kein Grund zur Beunruhigung.

Sogar Marvin hielt ausnahmsweise mal die Klappe. „Hey, ihr habt doch wohl nicht etwa Angst, oder?“, versuchte Olli mit zittriger Stimme die Stimmung aufzuheitern, aber der Versuch misslang kläglich. 

„Kommt schon, Leute, wir sind doch keine Feiglinge!“ Melanie strich nervös ihr Kleid glatt. „Derek und seine Bande lachen uns dermaßen aus, wenn wir das Handy nicht holen. Los, denen zeigen wir es!“ 

Ausgerechnet Mel. Sonst war sie immer diejenige, die sich vor allem und jedem fürchtete. Heute Abend sah sie allerdings wirklich gruselig aus. Das hellblonde Haar hing ihr wirr ins Gesicht, ihr Augen waren dunkel umrandet, ihre Haut war kreidebleich und das weiße Kleid flatterte bei jeder Windböe um sie herum wie ein Gespenst. Die weiße Frau. Die sollte sie darstellen. 

Lena erkannte ihre Freundin kaum wieder. 

Nun hatten sich auch Olli und Marvin wieder im Griff. „Ja, lasst uns endlich reingehen. Schließlich ist Halloween!“ Marvin versuchte sie mit seiner Werwolfpranke zu packen, aber Lena wich ihm geschickt aus und streckte ihm die Zunge heraus. Tja, Vampire waren eben schnell.

Mittlerweile hatten sie den Friedhof überquert und standen nun direkt vor dem Eingangsportal der Kirche. Lena schauderte.

Langsam drückte Olli die Klinke herunter. Merkwürdig, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Man müsste doch meinen, dass es hier viel zu stehlen gab. 

Derek, fiel es ihr da wieder ein. Natürlich. Der veranstaltete schließlich jeden Monat seine kleinen Treffen hier. Einmal hatte er ihr sogar angeboten, seiner „Sekte“ beizutreten. 

Blutrituale und merkwürdige Zeremonien – nein danke! 

„Lena, kommst du endlich?“ Melanie streckte den Kopf zur Tür heraus. Mann, Lena, Mel ist auch schon drin und du machst dir fast in die Hose! Energisch trat sie ins Innere des Gebäudes. Es war stockdunkel. 

„Uaaaaah!“ Etwas Pelziges legte sich ihr um den Hals. 

„Mensch, Marvin, kannst du nicht mal mit diesem Kindergartenkram aufhören?“ 

Sie stieß ihm so fest sie konnte den Ellenbogen in den Bauch. Stöhnend taumelte der Junge zurück. „Aua ...“ Mel kicherte. 

Plötzlich erklang eine schaurige Melodie, die ihr irgendwie bekannt vorkam. Jemand spielte auf der Orgel und Lena musste losprusten. 

„Fällt dir echt nichts Besseres ein als „Alle meine Entchen“ ein, Olli?“ Kurz darauf ertönte der Hochzeitswalzer und dann Bruchstücke von etwas, dass sich entfernt wie „Hallelujah“ anhörte. Marvin und Lena klatschten Beifall, währenddessen Olli grinsend die Empore heruntergestiegen kam. 

„Ich könnte echt Orgelspieler werden, nicht wahr?“ 

Lena wollte gerade etwas Freches erwidern, als ihr auffiel, dass Melanie fehlte. 

„Wo ist Mel?“, fragte sie unsicher in die Dunkelheit außerhalb des Lichtkegels der Taschenlampe, welche Marvin inzwischen eingeschaltet hatte. 

„Mel?“ Keine Antwort. 

„Vielleicht sucht sie schon nach Dereks Handy …?“ Olli zuckte ratlos mit den Schultern. 

„Sie wird schon wieder auftauchen. Kommt, wir finden dieses blöde Teil und dann verschwinden wir endlich von hier. Langsam wird’s echt unheimlich.“ 

Marvin beleuchtete Stück für Stück die dunkle Halle. Nichts. Dabei hatte Derek doch gesagt, es läge ganz nah am Eingang. 

Nun schaltete Lena ihrerseits ihre Taschenlampe ein und stieg die Empore zur Orgel nach oben. Eine Tür führte von dort in einen anderen Raum. Leer. Verdammt, Derek musste sie verarscht haben. Lena stöhnte. Wie konnten sie so dumm gewesen sein? 

Plötzlich hörte sie ein Geräusch. 

„Ja, Olli, wir wissen inzwischen alle, wie toll du Orgel spielen kannst.“ Lena verdrehte die Augen und stieß die Tür auf. Sie musste sich die Hand vor den Mund pressen, um nicht laut loszuschreien. Nicht Olli saß an der Orgel und auch keine andere Person. 

Das Instrument spielte von selbst! 

Wie von Geisterhand wurden die Tasten angeschlagen! Die Melodie klang wunderschön und unglaublich traurig zugleich. Lena bekam eine Gänsehaut und stürzte zurück zur Treppe, die nach unten führte. Jetzt war ihr alles egal. Sollte Dereks Handy doch hier vergammeln, dann waren sie eben alle Feiglinge. 

Gerade als sie den Treppenabsatz erreicht hatte, spürte sie in ihrem Rücken einen kalten Luftzug. 

Wenngleich Lena ein ungutes Gefühl im Magen hatte, drehte sie sich dennoch um – und erstarrte. 

Vor ihr stand – Melanie! Aber etwas stimmte nicht mit ihrer Freundin. 

Ihr Gesicht war kreidebleich und ihre Augen schimmerten rötlich in ihren Höhlen. Sie streckte eine Hand nach Lena aus, genauer gesagt ihren Handstumpf. 

„M-Mel? Was soll das? Hör auf damit, das ist nicht witzig!“ 

Melanie antwortete nicht, sondern glitt förmlich auf Lena zu. „Komm zu mir ...“, flüsterte sie mit Grabesstimme. 

„Bitte, hör auf!“, flehte Lena und rutschte ein Stück zurück. Weißer Dunst umhüllte die beiden fast vollständig. Melanie lachte ein kaltes, grausames Lachen. 

„Ich soll aufhören? Dazu gibt es keinen Grund, soweit ich sehe. Ihr seid in mein Reich eingedrungen! Deine kleine Freundin musste dafür schon büßen, und du bist DIE NÄCHSTE!“ 

Mit einem schrecklichen Schrei stürzte sich die weiße Frau auf Lena. Kurz darauf war sie schon wieder verschwunden und nur die völlig unversehrte Leiche des Mädchens lag noch in der Ecke. 

Ein hohes Kichern erklang. 

„Happy Halloween ..."

29. Oktober 2013

 

Wesen der Nacht

 

Verdammt, schon wieder war ich so spät dran! Die Halloween-Party von Emma startete in fünf Minuten und die wollte ich auf keinen Fall verpassen. 

Emmas Partys waren einfach Weltklasse; wenn sie eine schmiss, kam fast unser ganzer Jahrgang. Na ja, wenigstens hatte ich ein geniales Outfit. Das Kunstblut floss in Strömen mein Gesicht hinunter.

Rasch ergriff ich meinen Mantel und trat aus dem Haus. Die kalte Nachtluft ließ mich trotz der dicken Jacke frösteln. Es war stockdunkel; nur die Kürbisse, die vor fast jeder Haustür standen, lieferten ein schwaches Licht.

Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken. Das Ganze hatte schon eine etwas schaurige Atmosphäre und ich lief noch etwas schneller. 

Plötzlich hörte ich hinter mir ein merkwürdiges Geräusch. Eine Mischung aus Heulen und Knurren. 

Was konnte das sein? Bestimmt ein Tier, redete ich mir ein, aber nun hatte ich es noch eiliger, zu meiner Freundin zu kommen. 

Schon wieder das Heulen. Es kam näher, es verfolgte mich. 

Schneller, noch um die Ecke, dann würde schon das Haus von Emma in Sicht kommen. Das Knurren ertönte noch mal, diesmal sehr viel näher. Ich verfluchte die nicht vorhandene Straßenbeleuchtung bei uns auf dem Dorf. Die Kürbisse schienen mir hämisch nachzugrinsen. 

Ich stolperte über meine eigene Füße und stürzte. 

Scheiße, Scheiße, Scheiße! Das Etwas, das mich verfolgte, rieb sich jetzt bestimmt die Hände, wenn es überhaupt welche besaß. 

Ich wollte gerade aufstehen, als ich den heißen Atem in meinem Nacken spürte. Mein Körper wurde zur Salzsäule, aber mein Herz klopfte so laut, dass ich meinte, man müsste es bis zur nächsten Straßenecke hören können.

Ein triumphierendes Heulen erklang hinter mir. Gleich darauf antwortete ein vielstimmiger Chor der Heuler und ich hörte in der Nähe das Rascheln von Laub. Langsam drehte ich mich um – und bereute es sofort wieder. 

Das Wesen, welches mich mit roten, hasserfüllten Augen anstarrte wie einen großen Leckerbissen, war fast zwei Meter groß und sah aus wie ein überdimensionaler Wolf. 

Seine Zähne waren fast so lang wie mein Arm und über die Krallen wollte ich gar nicht nachdenken. Das Vieh knurrte hungrig in meine Richtung, als aus dem Unterholz des nahestehenden Waldes drei weitere Wolfmutationen heraustraten. 

Ich fing an zu zittern, konnte meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle halten. 

Die Tiere beäugten mich aus kalten Augen; schlichen langsam um mich herum, machten jede Fluchtmöglichkeit zunichte.

Dann stieß ihr Anführer ein scharfes Bellen aus, und seine Kumpane stürzten sich auf mich. Ich schloss die Augen und hoffte nur, dass ich schnell sterben würde.

27.  Oktober 2013

 

Besessen (Halloween-Special)

 

"Was ziehst du eigentlich morgen zum Schulball an?", fragte mich Ellen neugierig. "Ich habe mir dieses hellgrüne Kleid gekauft, das immer da vorne bei uns in dieser Boutique im Schaufenster hing. Ich musste zwar mein gesamtes Taschengeld opfern, aber das war es wert. Hey, Sarah, hörst du mir überhaupt zu?" 

Sie wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass meine Freundin mit mir gesprochen hatte. Viel interessanter war der Duft, der von ihr ausging. Sie roch wie ... Essen. Sag mal, spinnst du, Sarah? Was ist denn in dich gefahren? Du kannst doch nicht einen Menschen lecker finden!! 

"Öööh, ja, klingt gut, du wirst sicher umwerfend aussehen. Ich ... äääh ... weiß noch nicht, ob ich hingehe." 

Ellen starrte mich mit fassungsloser Miene an. 

"Du kommst nicht??" 

Aber ich war schon wieder abgelenkt von ihrem betörenden Geruch. 

"Geht's dir nicht gut? Du bist ganz blass." Ellen musterte mich besorgt. 

"Nee, alles super." Ich biss die Zähne zusammen und ballte meine Hände zu Fäusten, um mich nicht auf meine Freundin zu stürzen. Was stimmte bloß nicht mit mir? 

Ellen dagegen fing schon wieder an, über den Ball zu faseln, und beachtete mich gar nicht weiter. In meinem Kopf allerdings fing eine miese Stimme an, mir Ratschläge zuzuflüstern. "Gib nach, gib dem Drang nach! Du willst es doch, nicht wahr? Sie wird lecker schmecken, gib nach!" 

Ich leckte mir die Lippen und verabscheute mich gleichzeitig dafür. War das überhaupt ich? Ganz sicher war ich mir da nicht mehr. Meine Zähne fühlten sich plötzlich so spitz an, wenn ich mit der Zunge darüberfuhr. Wie Reißzähne. Ein unkontrolliertes, schauriges Lachen brach aus mir heraus. Das war auf jeden Fall nicht ich! 

Ellen starrte mich entgeistert an. 

"Alles in Ordnung?" 

Doch ich konnte nicht mehr antworten. Eine unsichtbare Macht hatte von mir Besitz ergriffen und kontrollierte meinen Körper. Ich bleckte meine rasiermesserscharfen Zähne; genauer gesagt tat das mein zweites Ich, von dem ich bis vor wenigen Minuten noch nichts gewusst hatte. 

Meine Freundin keuchte auf. "S-Sarah, was ist los mit dir?! Hör auf!" Sie wich einen Schritt zurück, doch ich war schneller und packte sie am Ärmel. Hilfe, sie roch wie ein unglaublich leckerer Schokoladenkuchen, ein menschlicher Schokoladenkuchen! 

"Bitte, lass mich los, du tust mir weh!", flüsterte Ellen heiser und starrte mich mit vor Angst geweiteten Augen an. 

Doch ich hörte nicht auf sie, und ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, grub ich meine Zähne tief in ihre Kehle ...

11. September 2013

 

11. September

Der 11. September, ein Tag, den die Menschen nicht vergessen werden.

 

Ich sitze gerade an meinem Schreibtisch und schreibe den Bericht über die letzte Teamsitzung. Plötzlich vernehme ich ein ohrenbetäubendes Krachen und kurz darauf einen Schrei, der mir durch Mark und Bein geht. Als ein merkwürdiges Knattern von draußen ertönt, springe ich auf und werfe einen Blick aus dem Fenster. Mit einem Schlag verfliegt meine Trägheit. Die Hälfte des Gebäudes, indem ich seit 15 Jahren arbeite, ist weg. Einfach abgerissen. Als hätte eine Bombe eingeschlagen. 

Die Passanten, welche über den Platz 100 Meter unter mir spazieren, laufen panisch in alle Richtungen davon. Einige stehen auch unfähig sich zu bewegen da unten und schauen mit Angst geweiteten und teilweise auch ungläubigen Gesichtern auf etwas über dem imposanten Turm.

Aber eines haben alle dieser Menschen gemeinsam. In jedem Blick spiegelt sich der Tod wider. 

Die Wände fangen an zu wackeln und in der Mauer bilden sich Risse. Ein Flugzeug fliegt unmittelbar über dem Gebäude. Ich kann sein Brummen und Rattern hören. Auf einmal begreife ich, was den Menschen dort unten in solch schreckliche Angst versetzte. Instiktiv greife ich nach dem Telefon, welches auf meinem Arbeitsplatz steht. Wir wurden von Flugzeugen angegriffen!

Ich bete, dass die Verbindung standhält, wenigstens für ein paar Minuten. Hoffentlich sind Grace, Allen und Mike weit weg von hier. 

Ich wähle mit zitternden Händen die Nummer und hebe ab. Lass sie zu Hause sein, bitte, bitte!

"CHRIS!" Grace' Stimme klingt extrem panisch. Noch nie habe ich so etwas grauenvolles gehört.

"Oh, Chris ...!"

Meine Frau fing an zu schluchzen.

"Grace, wo sind Allen und Mike? Sag es mir!! Wo?"

"In ... in der Schule. Aber Chris-"

"Hör mir zu! Ich kann nicht lange reden. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ihr immer das Beste in meinem Leben wart. Ich liebe euch über alles und-"

Knirsch.

Die Verbindung wurde unterbrochen. Ich schlucke, meine Knie fühlen sich an, als wären sie aus Pudding. In diesem Moment erklingt aus dem Büro meiner Kollegin ein grässliches Geräusch, bei dem sich mir der Magen umdreht. "Sophie, was-?" Im selben Moment fliegt das Flugzeug in das 81. Stockwerk des World Trade Centers ...

7. September 2013

 

Protectors of the Earth

Inspiriert vom gleichnamigen Stück "Protectors of Earth" (Lied findet ihr unten) und vielleicht etwas brutal für Kinder unter 12 ;)

 

„LION!!!“

Ich schrie seinen Namen gen Himmel. Mein Bruder. Durchbohrt von einem Speer. Tot.

Wer hatte ihm das angetan?! Warum er? Warum nicht ich?

Er war noch ein Kind. Gerade erst vierzehn Jahre alt geworden. Wieso konnte er nicht einmal auf mich hören? Warum war er mir gefolgt?

Alles deine Schuld, flüsterte eine miese Stimme in meinem Hinterkopf, du hättest besser auf ihn aufpassen müssen. Ja, warum hatte ich das nicht getan? Würde er dann noch leben? 

Eine Klinge sirrte nur haarscharf an meinem Kopf vorbei. Ein junger Mann stürzte heran und durchbohrte meinen Angreifer mit einem gut gezielten Pfeil . Thyzon. „Du schuldest mir noch was.“, sagte er grinsend und stürzte sich dann wieder in den Kampf.

Meine Benommenheit legte sich endgültig. Ich musste Lions Körper wegbringen von hier. Schnell wuchtete ich ihn auf meine Schultern und steuerte einen großen Felsen an. Dahinter würde keiner ihn finden. Wenn das alles hier vorbei war, konnte ich ihn anständig bestatten. Ein Zweig knackte hinter mir und ich wirbelte herum. Beinahe wäre mir Lion von den Schultern gerutscht.

Da stand er. Ein über zwei Meter großer Ork, das breite Schwert mit der mörderisch scharfen Klinge erhoben. „Du siehst genauso aus wie er.“, bemerkte er mit einem Blick in Richtung Lion.

„Der letzte Vertreter der Protector.“ 

Mir lief es kalt den Rücken hinunter. „Der Letzte?“ Das konnte nicht sein. „Alle tot.“, bestätigte der Ork mit einem widerlichen Grinsen. „Ich hatte die Ehre, ihn“, er deutete auf Lion, „seinen letzten Atemzug aushauchen zu sehen. Ein ganz schön störrischer Bengel. Und jetzt auch noch du, Elian, der letzte Protector. Die Erde wird wieder uns gehören.“

Meine Wut verlieh mir Flügel. Das Schwein hatte meinen Bruder ermordet. Er würde dafür bezahlen. Mit einem Wutschrei stürzte ich mich auf ihn und stieß ihm mein Schwert tief in die Magengrube.

Dann hackte ich dem nächsten Ork, der sich mir in den Weg stellte, den Kopf ab. 

Die Erde war noch nicht verloren, denn ich war Elian, der letzte Protector. 

28.August 2013

 

Warum??

 

Ich sitze in der Straßenbahn und betrachte ihn. Er dagegen würdigt mich keines Blickes.

Was habe ich an mir, dass ich noch nicht mal das wert bin?

Die anderen, jeder einzelne von ihnen, klar, bloß ich nicht. Es ist einfach nur grauenhaft, ihn da sitzen zu sehen, gedankenverloren aus dem Fenster schauend. Ahnungslos.

Für mich sieht er aus wie ein Engel. Was denken die anderen über ihn? Ob sie es so empfinden wie ich? Nie im Leben könnten sie sich das in meinem Zusammenhang vorstellen.

Ich lache bitter. So naiv. Oberflächliche Tussen, schießt es mir unwillkürlich durch den Kopf.

Ständig lachen sie dämlich in seiner Gegenwart, klimpern mit den Wimpern. Und er, er macht mit.

Spielt das verfluchte Spiel mit.

Warum nur?

Ob es ihm Spaß macht? Es versetzt mir einen Stich ins Herz, wenn ich ihn so sehe.

Warum hat er so viel für sie übrig und für mich gar nichts? Noch nie hat er ein Wort mit mir gewechselt. Noch nie hat er auch nur irgend etwas zu mir gesagt. 

Jetzt geht er an meinem Sitzplatz vorbei, sieht mich nicht an. Ich muss auch aussteigen. Er steht genau vor mir und trotzdem bin ich für ihn nur eine unbedeutende Person in seinem Umfeld.

Für immer?

Seine nächste Bahn kommt. Er steigt ein. Nun bin ich allein und während ich in meiner Bahn nach Hause fahre, denke ich, dass er wahrscheinlich nicht mal weiß, wie ich heiße.

3. August 2013

 

Allein

Dieser Text ist schon vor einiger Zeit in einer ziemlich depressiven Phase entstanden. Wer gerade gute Laune hat, sollte ihn sich vielleicht nicht unbedingt antun. ;)

 

Ich bin allein.

Unten sitzen vertraute Personen, aber dennoch bin ich einsam.

Leise, kaum merklich, fließen die Tränen an meinen Wangen hinab.

Keiner hört mein Weinen; unten lacht jemand laut.

Das was ich jetzt am meisten brauche, ist ein Mensch, der mich in den Arm nimmt.

Der sagt, dass alles wieder gut wird. Aber niemand merkt, wie schlecht es mir geht.

Schon ein trostspendendes Buch hätte mir ein wenig geholfen. Es würde mir besser gehen, wenn ich die Personen eines guten Romans um mich herum, in meiner Fantasie, versammelt sehen würde.

Aber niemand hilft mir, meine Gedanken zu sortieren, einen klaren Kopf zu fassen.

Stattdessen flüchte ich mich ins Internet. Die einzige Möglichkeit, die mir noch bleibt.

Im Internet kennt dich keiner; du bist auch allein, aber irgendwie hilft es schon, etwas auf gutefrage.net oder youtube herumzustöbern, um sich nicht mehr ganz so einsam zu fühlen.

Am liebsten wäre ich jetzt zu Hause, in vertrauter Umgebung, in meinem Zimmer. Aber dort bin ich nicht und dort werde ich sobald auch noch nicht sein.

Ich brauche in diesem Moment ein vertrautes Gesicht, einen Freund, aber ich muss allein zurechtkommen.

Alles wird irgendwie, irgendwo, irgendwann wieder in Ordnung, vergessen sein. Aber ich will jetzt vergessen, will wieder glücklich sein.

Ich bin allein.

16.Juli 2013

 

Unser Unfalltrip

Dieser Text ist mit meiner Freundin Luisa zusammen nach einem Picknick mit einigen Missgeschicken enstanden. Wir haben ihn aus der Sicht von Luisa geschrieben.                                                                                                       

 

Wir fuhren los mit dem Fahrrad, um ein bisschen zu schwimmen und danach ein Picknick zu machen. Leider fällt mir kurz darauf auf, dass ich meine Trinkflasche vergessen habe. Dabei ist es doch so warm! Nach kurzer Zeit kamen wir bei unserer Badestelle an der Bammelecke an. Nachdem wir uns ein wenig gestärkt hatten, gingen wir ins Wasser. Eine gute Abkühlung! Im Wasser befanden sich ziemlich viele spitze Steine, an denen ich mich natürlich gleich schneiden musste! Ruckediguh, Blut ist im Schuh!

 

Nach diesem traumatischen Erlebnis gingen wir nicht mehr ins Wasser. Stattdessen aßen wir lieber unseren Schokokuchen. Verena schnitt den Kuchen mit ihrem Taschenmesser an. Und natürlich, wie sollte es auch anders kommen, schnitt sie sich daran.

Vor lauter Panik, nicht um 12 Uhr am Bahnhof zu stehen, hatten wir vergessen, eine Kühltasche für die Schokolade mit zu nehmen. Als wir sie nach dem tragischen Schnitt in Verenas Finger aufmachen wollten, spritzte uns die warm und weich gewordene Schokolade nur so entgegen. Danach war die Tasche von meiner ABF voll mit Schokolade. Schließlich waren wir so verzweifelt, dass wir uns auf den Heimweg machten. Da fiel uns erst auf, was in großen Buchstaben an einen Baum gesprüht worden war: FKK. Zuhause lachten wir uns schlapp über unseren lustigen Tag und sagten: Das müssen wir aufschreiben! 

11. Juli 2013

 

Magie der Worte

dieser Text bezieht sich ganz sicher nicht auf mich, wobei das mit den Wörtern eigentlich wahr ist, oder? :)

 

Sanft, fast zärtlich setzte ich den Füllfederhalter auf das Papier. Eigentlich hatte ich keine wirkliche Idee, was ich schreiben sollte, aber die Worte flossen einfach aus mir heraus. Eine Seite, zwei Seiten ... Schnell füllten die kostbarsten Dinge der Welt meinen Collegeblock: Wörter. Mit ihnen konnte man so viele Leute erfreuen, einen Menschen zum Lachen bringen, der besten Freundin ein Kompliment für ihre neue Frisur machen, ein kleines Kind trösten, wenn es sich wehgetan hat. 

Aber Worte können auch gefährlich, zerstörerisch sein. Man konnte Menschen verletzen, zur Verzweiflung bringen, im schlimmsten Fall töten ... Doch das wollte ich nicht. Ich schuf mir nur meine eigene kleine Welt aus ihnen, in der ich mich geborgen fühlte und aus der ich am liebsten nie wieder auftauchen wollte. 

Jetzt schrieb ich gerade über einen langen Sommertag. Über zwei Gestalten, die, im Angesicht der untergehenden Sonne, liebevoll ihre Lippen aufeinander pressten. Wörter. Ein unschätzbarer Schatz. Worte. Der Schlüssel zu allem. Sie waren Magie ...


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