Ebenfalls von Lu designt!

Besucherzaehler

Wenn es euch gefallen hat, dürft ihr den Link zu meiner Seite gerne teilen ;)

Macht doch bei meiner kleinen Umfrage mit und sagt mir, wie ihr die Website findet!

Header: Lu

Favicon: Lu

Cursor: Lu

 

DANKESCHÖN!!!

Wollt immer informiert werden, wenn etwas Neues erscheint? Dann sendet mir eine E-Mail  und ab sofort erhaltet ihr den kostenlosen und jederzeit wiederabbestellbaren Newsletter. :)

Pirates of the Caribbean: Dark Treasure

In meinem wunderschönen Urlaub an der Nordsee ist mir die Idee gekommen, eine FanFiction zum Thema Fluch der Karibik  zu schreiben. Das Ergebnis seht ihr hier.

 

Kennt ihr schon FanFiction.de? Nein? Dann solltet ihr es als FF-Fans aber kennenlernen! Eine tolle Website mit  über 230.000 FanFictions. Ich bin unter dem Pseudonym OBILYV vertreten.

 

 

Nur zur Info: Alle diese  Figuren gehören Warner Bros. und nicht mir, abgesehen von Leah.

Wie alles begann - oder ein kleiner Diebstahl

 

"Da! Schnappt sie euch! Sie hat meine besten Äpfel gestohlen, die kleine Diebin! Bringt sie zurück!" Ich lief schneller. Mist, warum hatte sich der verfluchte Händler auch im letzten Moment noch umdrehen müssen. Sonst ging doch auch immer alles gut. Ich drehte mich um. Oh oh, die Kerle hinter mir sahen nicht so aus, als ob sie Mitleid mit einem abgemagerten, zerlumpten Straßenmädchen hätten. Einer von ihnen zog seine Pistole. Ja, ziemlich übertrieben, ich weiß. Aber auf Tortuga waren die Leute nicht gerade für ihre Großherzigkeit bekannt.

PENG!

Der Schuss hatte mich nur um Haaresbreite verfehlt.

Ich beeilte mich, davon zu kommen. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war eine Verletzung, die mich schwächen würde.

"Keine Sorge, du entkommst uns nicht, Mädchen!" Die Männer lachten dreckig. Wieder legte einer von ihnen auf mich an, und diesmal streifte mich die Kugel leicht an der Wade. Der Schmerz war mörderisch. Humpelnd versuchte ich weiter zu rennen, aber mit dem verletzten Bein kam ich kaum vorwärts.

Gerade als ich am Ende meiner Kräfte angelangt war, ertönte ein Knall. Ich wartete darauf, dass mich gleich ein weiteres Geschoss treffen würde, aber nichts geschah. Verdutzt drehte ich mich um. Eine junge Frau, vielleicht Anfang zwanzig, stand mit erhobener Pistole hinter mir und hatte augenscheinlich gerade einen meiner Verfolger niedergestreckt. Die anderen beiden sahen sich an und flüchteten dann Hals über Kopf. Unter anderen Umständen hätte ich das lustig gefunden, aber stattdessen betrachtete ich meine Retterin.

Sie hatte langes goldblondes Haar, trug ein weites Hemd, Hose und Lederstiefel. An ihrem Gürtel hingen mehrere Pistolen, einige Messer und zwei Säbel. Jede andere Frau hätte in diesem Aufzug seltsam ausgesehen, aber an ihr wirkte es wie das kostbarste Kleid der Welt. So eine Schönheit rettete MICH, ein schmutziges, in Lumpen gekleidetes, 15-jähriges Mädchen aus Tortuga? Nein, da musste irgendetwas ganz gewaltig falsch gelaufen sein. Das konnte nicht stimmen. 

Die Frau hielt mir ihre Hand hin. Diese zarte, helle Haut. Dass sie auf der dreckigen, stinkigen Pirateninsel Tortuga lebte, wagte ich zu bezweifeln. "Ich heiße Elizabeth Turner und wie ist dein Name?" Ich stutzte. Turner? Elizabeth Turner? Hieß so nicht die Tochter von diesem toten Gouverneur aus Port Royal? Ich hatte gehört, wie sich einige der Marktfrauen über sie unterhalten hatten. Angeblich sollte sie auf der Black Pearl, diesem riesigen Schiff von Captain Jack Sparrow, Mitglied der Crew sein. Das war schon merkwürdig genug, aber warum rettete sie mir jetzt das Leben? Misstrauisch blickte ich zu ihr auf. Was sollte das? Na ja, mich kannte kaum einer, also konnte es auch nicht schaden, ihr meinen Namen zu nennen. "Leah Wright", erwiderte ich trocken. "Danke", fügte ich noch schnell hinzu. Freundlich lächelte sie mich an. "Keine Ursache." Dann verdüsterte sich ihre Miene. "Diese miesen Schweine haben dich angeschossen. Deine Wunde muss verarztet werden, sonst entzündet sie sich. Komm mit auf die Pearl, dann kann ich dir helfen." Mit offenem Mund starrte ich sie an. Die Gerüchte mussten stimmen. Gerade wollte ich sagen, dass ich gut alleine zurechtkommen würde, aber das Stechen in meiner Wade erinnerte mich daran, dass dies nicht der Fall war. Meine Heilkenntnisse reichten höchstens dazu aus, eine Erkältung zu behandeln, vielleicht noch nicht mal das. Also nickte ich nur stumm und humpelte hinter Elizabeth her zur Black Pearl, die, wie ich eben erst bemerkte, im Hafen ankerte.

 

Ankunft auf der Black Pearl

 

Endlich standen wir vor der Black Pearl. Ich hatte sie erst ein einziges Mal gesehen, dennoch erkannte ich sie sofort wieder. Ein riesiges Schiff mit schwarzen Segeln, gegen das die anderen Schiffe im Hafen wie die kleinen Modellboote aussahen, die mir mein Vater früher zum Spielen mitgebracht hatte. 

Elizabeth half mir, über den Steg an Deck zu kommen, und ich stützte mich dankbar auf sie. Eigentlich war ich nicht so eine, die blindlings anderen Menschen vertraute, aber bei ihr hatte ich, und ich wusste wirklich nicht warum, ein gutes Gefühl. 

"Elizabeth, wen hast du denn da mitgebracht?" Ein älterer Mann mit Koteletten (für die ich absolut nichts übrig hatte) und einem sympathischen Gesicht kam auf uns zugelaufen und musterte mich von oben bis unten. "Eine Frau?!" Ach ja, der dumme Aberglaube, dass Frauen auf Schiffen Unglück brachten. Warum glaubten das eigentlich alle?? Elizabeth bedachte ihn mit einem missbilligenden Blick. "Die Frau heißt Leah und ein paar Möchtegern-Piraten haben sie angeschossen. Ihr Bein ist verletzt. Es muss verarztet werden, Gibbs." Der Mann namens Gibbs wich ihrem Blick aus. "Aye, aber bring sie erst zum Captain." Dann drehte er sich um und gesellte sich zu dem Rest der Crew, die sich inzwischen an Deck versammelt hatte und mich neugierig beäugte. 

Elizabeth nahm mich bei der Hand und führte mich unter Deck in die Kajüte des Captains. Da saß er leibhaftig. Die Dreads, die mit Perlen verflochten waren, der Schnurrbart und die dunklen Augen. Captain Jack Sparrow. In den Händen drehte er einen Kompass, und er sah erst auf, als Elizabeth die Tür hinter uns schloss. Mit undeutbarer Miene blickte er mich an. Ich fühlte mich unbehaglich und wäre am liebsten unsichtbar geworden. Was wollte ich hier? Ich gehörte nicht hier her! "Wie ist dein Name, Liebes?" Damit war anscheinend ich gemeint. "Leah Wright". Das klang eher wie eine Frage als eine Tatsache. "Du blutest", stellte Jack fest. Ich sah an mir herunter. Aus einer netten kleinen Schusswunde (die anscheinend doch nicht so harmlos war, wie ich dachte) sickerte unaufhörlich Blut über meine nackten Füße. Elizabeth ergriff das Wort für mich. "Das muss verarztet werden, deshalb ist sie hier." "Ah", erwiderte Jack mäßig interessiert. "Bring sie später wieder zu mir." Ein Befehl. Ganz klar. Ich hasste es, wenn man über mich redete, als wäre ich nicht da. Außerdem konnte ich selber zu ihm gehen. "Mich muss keiner bringen, ich komme schon allein zurecht.", bemerkte ich giftig. Jack musterte mich belustigt. "Aye." 

Elizabeth nickte. Dann nahm mich die junge Frau am Arm und brachte mich in einen Raum direkt neben Jacks Kajüte. "Leg dich dort auf die Bank und tu das Bein nach oben. Leider kenne ich mich nicht so gut in solchen Dingen aus, aber es wird hoffentlich reichen, um eine Blutvergiftung zu vermeiden." Sie nahm ein komisch riechendes Kraut von der Kommode und vermengte es mit etwas Wasser aus einem Krug. Dann legte sie das weiche Zeug auf die Wunde und riss ein Stück ihres Hemdes ab, womit sie selbige verband. "Schlaf ein bisschen, du musst dich ausruhen." Mit diesen Worten verließ sie den Raum. Tatsächlich merkte ich jetzt erst, dass ich restlos erschöpft war, und langsam fielen mir die Augen zu.

 

 

Ein "klärendes" Gespräch und große Geschenke

 

Als ich die Augen aufschlug, war es vollkommen dunkel um mich herum. Anscheinend hatte ich bis in die Nacht hinein geschlafen. Ich streckte mich und begutachtete dann meine Wunde. Etwas Blut war durch den Verband gesickert, aber es tat bei weitem nicht mehr so doll weh wie gestern. Elizabeths merkwürdiges Kraut musste seine Wirkung getan haben. 

Ich stand auf und ging an Deck. Sofort ärgerte ich mich, dass mein dünnes Kleid ganz sicher nicht für eine windige Nacht an Bord eines Schiffes gedacht war. 

Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Ich drehte mich um und erschrak fast zu Tode, als ich eine dunkle Gestalt an der Reling stehen sah. Erst da bemerkte ich, dass diese Gestalt Elizabeth war, und mein Atem ging wieder langsamer.

"Elizabeth?" Meine Stimme klang dünner als erwartet. Elizabeth drehte sich um.

"Oh, Leah, was machst du hier draußen?" Sie hatte nicht damit gerechnet, jemanden zu treffen. Und obwohl nur eine kleine Laterne mühsam dagegen kämpfte, im Wind nicht auszugehen, konnte ich erkennen, dass Schatten um ihre Augen lagen und eine getrocknete Träne an ihrer Wange klebte.

"Ich wollte mir nur die Beine ein bisschen vertreten", erwiderte ich.

"Ist alles in Ordnung?", hakte ich zögerlich nach, obwohl selbst ein Blinder gemerkt hätte, dass dies nicht der Fall war.

"Ja, ja, mir geht's gut.", murmelte Elizabeth fahrig und mehr zu sich selbst, als zu mir.

Unbeholfen trat ich neben sie.

"Nein, gar nichts ist gut. Was ist los?", fragte ich. Elizabeth zögerte. "Es ist ... wegen Will."

Will, wer war das nochmal? Kam der auch in den Erzählungen der Klatschtanten vom Markt vor?

Doch dann erzählte mir Elizabeth alles. Sie war sichtlich erleichtert darüber, sich mir anvertraut zu haben. William Turner war ihr Ehemann und inzwischen Captain der Flying Dutchman, einem Piratenschiff, welches mindestens so eindrucksvoll wie die Black Pearl und genauso gefährlich war. Bei der Erwähnung des Schiffsnamens regte sich in mir etwas. Ein Schauder lief mir über den Rücken.

"Ist das nicht das Schiff von ... Davy Jones?!"

Oh ja, dieser Name war mir im Gedächtnis geblieben. Davy Jones, der grausamste und brutalste Pirat in der Karibik. Er war so böse, dass er sich sein Herz herausgeschnitten und in eine Truhe gesperrt hatte. Nur wenn man es mit einer Klinge durchbohrte, starb er. Seine Crew sollte aus Männern bestehen, die einst Fischer oder Händler waren, aber weil Davy Jones seiner wahren Aufgabe, die toten Seeleute ins Jenseits zu geleiten, nie nachging, waren diese nun genau wie ihr Captain verflucht und konnten nur alle zehn Jahre einmal einen Fuß an Land setzen. 

Elizabeth nickte.

"Ja, das war es, bevor ...". Sie schluckte und sprach dann weiter. "Wir lieferten uns einen Kampf gegen ihn und seine verfluchte Crew. Will, Jack, seine Crew und ich. Davy Jones stach Will sein Schwert in die Brust und -". Nun musste sie sich wirklich zwingen, weiterzusprechen. "Jack half Will, Jones' Herz zu durchstechen. Stattdessen legte er dann Will's Herz in die Truhe. Die Flying Dutchman braucht immer einen Captain ...". Eine Träne rollte ihre Wange hinunter.

"Du meinst ..."

"Ja." 

Jetzt verstand ich. Wenn man den Menschen, den man liebt, nur alle zehn Jahre wiedersehen konnte, musste es schrecklich sein. Will war unsterblich, oder zumindest fast. Elizabeth hingegen schon und sie würde altern, während Will immer jung blieb. 

Die junge Frau neben mir schaute still auf das weite Meer hinaus. Das lange Haar flatterte anmutig im Wind. In ihrer Traurigkeit sah Elizabeth noch viel schöner aus. Dann schoss mir ein Gedanke durch den Kopf.

"Wo ist sein Herz jetzt?", fragte ich zaghaft.

Ruckartig drehte sie sich um.

"Komm mit, Leah." Ohne ein weiteres Wort stieg Elizabeth die Treppe, die zu den Kajüten führte, hinab und brachte mich zurück in den Raum, in dem ich geschlafen hatte. Sie langte unter die Bank und zog eine kleine schlichte Holzkiste darunter hervor.

"Ist das ... -".

"Ja." Elizabeth reichte mir die Truhe. Sie pulsierte in meinen Fingern leicht. Klopf. Klopf. Klopf.

Erst da begriff ich, wie sehr Will seine Frau lieben musste, wenn er ihr wortwörtlich sein Herz schenkte. Das Gefühl war berauschend. Mir wurde bewusst, dass ich das Leben und den Tod von Elizabeths Ehemann in den Händen hielt.

 

Gefährliche Träume und eine unerwartete Begegnung

 

Vorsichtig gab ich Elizabeth die Truhe zurück, die sie wieder unter der Bank verstaute.

„Geh schlafen, du musst morgen ausgeruht sein, der Alltag auf einem Schiff ist hart.“

Mir widerstrebte zwar der Gedanke, die junge Frau, welche ich immer mehr ins Herz schloss, allein mit ihrer Traurigkeit zu lassen, aber der Klang in Elizabeths Stimme duldete keinerlei Widerspruch.

Ich streckte mich auf der Bank aus, und meine neue Freundin verließ die Kajüte. Es erschien mir unmöglich einzuschlafen, da mein Kopf vor lauter neuer Eindrücke fast aus den Nähten zu platzen drohte. Nach einer gefühlten Ewigkeit gelang es mir schließlich doch die Augen zu schließen.

Meine Träume waren furchtbar und verwirrend zugleich. Ständig musste ich dabei zusehen, wie Jack einem gesichtslosen Mann das Herz herausschnitt und es in eine Truhe steckte. Elizabeth stand daneben und weinte, weinte … Das Bild veränderte sich.

Überall Wasser. Ich stand auf einem Felsen, der vom Meer umtost wurde. Ein Sturm zog auf. Um mich herum nichts außer dem wütenden Wasser. Ein grausames Lachen ertönte. Es erfüllte mich ganz, war in mir drin. Es hörte sich an wie eine grässlich verzerrte Version des Lachens meines Vaters, das ich früher so geliebt hatte. Der Felsen versank langsam im Meer. Ich bekam keine Luft mehr. Nur eiskaltes Wasser um mich herum. Wieder dieses schreckliche Lachen. Mein Instinkt sagte mir, dass ich schwimmen musste. Nach oben, zur Luft. Ich konnte mich nicht bewegen. Eine unsichtbare Macht hielt meinen Körper gefangen. Mir schwanden die Sinne …

Schweißgebadet schreckte ich hoch. Helles Sonnenlicht durchflutete die Kajüte und über meinem Kopf herrschte reges Treiben. Ich zitterte. Alles ist gut, das war nur ein dummer Traum, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Mit fahrigen Fingern strich ich mein Kleid glatt. Mir fiel ein, dass ich ja nochmal zu Jack gehen musste. Ich stand auf und trat in den Raum neben „meinem“ Schlafzimmer. Besser ich redete gleich mit ihm, nachher würde er noch wütend werden.

Jack war bereits wach. Er beugte sich über eine riesige Seekarte und kritzelte etwas neben die Küste von Jamaika. Ich versuchte zu lesen, was er schrieb, aber als ich mich weiter vorbeugte, hob Jack den Kopf.

„Liebes, wie schön, dass du kommst!“ Er begrüßte mich mit einer angedeuteten Verbeugung, wobei er fast umkippte. Ich musste ein Grinsen unterdrücken. „Wie geht es deinem Bein?“, fragte er betont fürsorglich. „Ich spüre es kaum noch.“ „Ah, das wird Lizzy freuen.“ „Hm – hm“. Kam er jetzt langsam mal zum Punkt? „Also, was willst du hier?“ Hääh, was ich hier wollte? Wie dämlich war denn die Frage?! „Ich wurde von ein paar besoffenen Piraten gejagt, weißt du noch??“

„Ach, ganz ohne Grund? Glaub mir Liebes, das tun wir nicht.“ Jack schenkte mir ein wissendes Lächeln. Einige Goldzähne blitzten im Licht der Morgensonne auf. „Ich kenne Tortuga und ihre Einwohner wie meine Westentasche und du bist garantiert kein braves kleines Mädchen, dass alles tut, was Daddy sagt. Ich gab es auf. Vor Jack konnte ich sowieso nichts verheimlichen. „Und wenn schon“, gab ich kühl zurück, „auf den kleinen Apfel hätte der Händler auch verzichten können.“ „Wusste ich's doch.“ Jack lächelte befriedigt. „Du wirst sicher eine passable Ergänzung unserer Crew abgeben.“ Schön, dass ich das vermutlich tun würde. Die Art wie er mit mir sprach, gefiel mir überhaupt nicht. Er sah mich erwartungsvoll an. Ich wusste nicht, was er noch von mir wollte.

„Du kannst gehen. Kusch, kusch.“ Jack machte eine wegwerfende Geste mit der beringten Hand in meine Richtung. Schwungvoll stand ich auf und marschierte aus der Kajüte. Dieses unproduktive Gespräch hätte ich mir auch sparen können.

An Deck wartete schon Elizabeth auf mich. Sie sah aus, als ob sie das erste mal seit Wochen wieder richtig geschlafen hatte. „Guten Morgen, Leah, würde es dir etwas ausmachen, auf den Mast zu klettern und Ausschau zu halten? Du bist die leichteste und Gibbs möchte es sicher nicht verantworten, wenn wieder mal einer seiner Männer einen gebrochenen Arm beim Sturz von da oben davon trägt.“ Ich nickte, froh darüber, etwas Nützliches tun zu können. Klettern war schon immer eine meiner Lieblingsbeschäftigungen gewesen. Von den Palmen am Strand aus hatte man eine wundervolle Aussicht auf Tortuga, meine Heimatstadt, die ich trotz der vielen schmierigen Kerle von ganzem Herzen liebte. 

Behände ergriff ich eines der dicken Taue und zog mich daran nach oben. Danach war alles nur noch ein Kinderspiel. Hier ein Seil, da ein Stück klettern und schließlich stand ich ganz oben auf dem Mast. Die Sicht war atemberaubend. Ich konnte weit hinaus über das Wasser blicken, welches mehrere Meter unter mir türkis-blau schimmerte. Weit weg sah ich die Spuren von zwei Buckelwalen im Wasser. Der Wind war stark und ich konnte mich dagegen lehnen ohne herunterzufallen. In diesem Moment fühlte ich mich frei, ich lebte, ich war Pirat!

Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich da oben stand und mir vom Wind alle schlechten Erinnerungen und besonders die meines Traumes wegwehen ließ, als ich in weiter Ferne ein Schiff erblickte. Es war ziemlich groß und soweit ich das erkennen konnte, hatte es schwarze Segel.

Moment mal, schwarze Segel? Ich schaute nach unten, wo Gibbs gerade ein paar Matrosen zur Schnecke machte, weil sie ein wertvolles Fernrohr zerbrochen hatten. „Hey, Gibbs!“, rief ich. Jacks erster Maat drehte sich zu mir um. „Aye?“ „Piraten!“ Die Augen des alten Mannes weiteten sich und er stürzte an die Rehling. Das Schiff war nun schon so nah herangekommen, dass ich einzelne Buchstaben des Schiffsnamens erkennen konnte, welcher in dunklen Lettern an der Seite des Schiffes stand. Flu … nein, Fly- „Das ist die Flying Dutchman!“, schrie Gibbs. Elizabeth, die gerade dabei war einen überaus nervigen untoten Affen namens Jack zu füttern, hielt inne und flüsterte nur ein Wort, das ich kaum verstehen konnte. „Will!“  

 

Wiedersehen

 

Nun kam Bewegung in die Crew.

Alle stürzten an Deck, unterbrachen ihre jeweilige Tätigkeit und starrten voller Erstaunen und manche sogar mit ein bisschen Furcht auf das riesige Schiff, welches sich schnell näherte.

Die Zeiten, als Davy Jones noch sein Unwesen trieb, würde man nicht vergessen. Ich richtete mich auf und versuchte von meinem Aussichtspunkt aus, die Personen an Bord der Flying Dutchman zu erkennen. Will, wie er wohl aussah. 

Endlich konnte ich Einzelheiten erkennen. Und das musste er sein. Ein junger Mann mit schulterlangem lockigem braunem Haar und ebenso braunen Augen stand am Steuerrad. An seinem Gürtel hingen ein breiter Säbel und mehrere Pistolen verschiedenster Art. Was mich aber am meisten faszinierte, war sein Gesicht. Ja, er sah umwerfend aus, aber da war noch was. In seinem Blick lag außer der Überraschung und riesiger Freude etwas, das ich nicht genau deuten konnte.

Ein unbezwingbarer Wille und ein gewisser Ehrgeiz. Ich konnte ihm ansehen, dass er diejenigen, die er liebte, mit seinem Leben beschützen würde. 

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mich vorgebeugt hatte, um Will besser im Blick zu haben. Der Typ sah aber auch gut – Mit einem dumpfen Schlag landete ich auf den harten Schiffsplanken.

Das hatte ich jetzt von meiner Gafferei! Stöhnend rappelte ich mich auf. Wenigstens nichts gebrochen. Zwei Piraten fingen bei meinem Anblick laut an zu lachen. Ich warf ihnen einen giftigen Blick zu, worauf sie nur noch lauter lachten. Beide waren ziemlich klein, nur so groß wie ich, und das wollte schon etwas heißen. Pirat Numero 1 hatte ein knallrotes Gesicht und war leicht untersetzt. Seine kleinen Schweinchenaugen musterten mich aufmerksam.

Pirat Numero 2 war das genaue Gegenteil von seinem Kumpel. Das schmutzig blonde Haar hing ihm strähnig in die Stirn und ich fragte mich, wie lange sein dürrer Körper noch sein Gewicht tragen würde. 

Schon auf die fünf Meter Entfernung, die zwischen uns lagen, konnte ich ihren ekelhaften Geruch wahrnehmen. Eine Mischung aus jeder Menge Rum und - ja, den Rest wollte ich eigentlich nicht so genau wissen. Plötzlich tauchte aus dem Nichts Jack (also der Affe) auf und stürzte sich auf den mageren Piraten, welchen ich insgeheim Vogelscheuche nannte.

Kurz darauf heulte dieser auf. „Mein Auge! Dieses verfluchte Drecksvieh!“

Jetzt erst kapierte ich, was das kleine Äffchen stibitzt hatte. Vogelscheuches Glasauge! Ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht, als ich sah, wie die beiden Möchtegern-Piraten Jack hinterherjagten. In solchen Momenten mochte ich den kleinen Kerl sogar. 

Hinter mir ertönte plötzlich ein Laut, der halb Lachen, halb ersticktes Schluchzen war. Elizabeth hatte sich Will in die Arm geworfen, der sich gerade mit einem lässigen Sprung auf die Black Pearl befördert hatte. Es war wirklich rührend zu sehen, wie sich die beiden überglücklich begrüßten.

„Ach, der gute William besucht uns auch mal wieder – hicks!“ Ich verdrehte genervt die Augen. Natürlich, Jack musste die ganze Szene mal wieder verderben. Will sah das offenbar auch so, denn er bedachte Sparrow mit einem alles andere als freundlichem Blick.

Da erst erblickte ich die riesige Narbe, die sich quer über seine Brust zog. Ich schluckte. Schon bald würde Elizabeth sich wieder von Will trennen müssen. 

„Und wer ist das?“, fragte ihr Ehemann neugierig in meine Richtung schauend. „Sie ist doch gerade vom Krähennest gefallen, oder?“ Ich wurde rot wie eine Tomate. Ja, weil du so unverschämt gut aussiehst, hätte ich ihm am liebsten entgegen geschleudert.

„Leah Wright“, sagte ich so würdevoll wie möglich.

„Ah.“ Will hob eine Augenbraue, sagte aber nichts.

„Und was gedenkst du jetzt zu tun?“, fragte Jack Will mit einem leicht spöttischem Unterton in der Stimme.

„Oh, vielleicht fahre ich nochmal zur Whitecap Bay. Die Meerjungfrauen haben mich um meinen zweiten Säbel gebracht.“ Wills Augen blitzten schalkhaft.

„Dann sollte ich wohl mitkommen, bei dem Unheil, das du immer anrichtest.“ Jack plusterte sich vor dem jungen Mann auf. Ich seufzte. Er konnte es einfach nicht lassen.

„Und wohin führt dich dein Weg?“, fragte Will nun seinerseits den Captain.

„Ach, ich habe da von einer Bucht gehört, wo angeblich die größten Perlen in der Karibik an Land gespült werden.“ 

Bildete ich es mir nur ein oder schwang da wirklich eine Spur Unbehagen in Jacks Stimme mit, als er antwortete? Mein Traum kam mir wieder in den Sinn und ich schauderte. Was hatte es damit auf sich und WAS bereitete CAPTAIN JACK SPARROW Sorgen?? 

Ich sollte es bald herausfinden.

Trainigsstunden


In den nächsten Tagen lernte ich, was es hieß, ein Pirat zu sein. Will unterrichtete mich im Fechten, Gibbs brachte mir bei mit einer Pistole umzugehen und Jack ließ sich dazu herab, mir einiges über die Schifffahrt zu erzählen.

Zuerst stellte ich mich an wie ein Idiot. Aber schließlich sah es immer so einfach aus, wenn sich zwei Besatzungsmitglieder zur Schau einen Kampf lieferten! Beim ersten Mal reichte Will mir den Säbel und bevor ich mich auch nur ansatzweise vorbereiten konnte, hatte er mich schon wieder entwaffnet.

Daraufhin schnappte ich mir die Waffe und stürzte mich mit lautem Gebrüll (ich meine, schließlich machten es die anderen Piraten beim Kampf genauso) auf den jungen Mann. Will machte bloß einen Ausfallschritt zur Seite und schlug mir mit seinem Säbel meinen aus der Hand.

Das wird schon noch“, meinte er grinsend und hielt mir versöhnlich die Klinge hin.

Schießen war da schon wesentlich einfacher. Anfangs schleuderte mich der Rückstoß noch von den Füßen, aber nach und nach gewöhnte ich mich daran und schaffte es schließlich sogar ein Loch in unsere Flagge zu schießen.

Trotz alledem konnte ich gar nicht verstehen, warum alle so gut im Umgang mit jeglicher Art von Waffen waren. Selbst der Papagei von Cotton konnte eine Pistole bedienen und manchmal lieferten wir uns sogar ein Wettschießen bei dem er immer gewann.

Die Tage vergingen und ehe ich es mir versah, wurde mir bewusst, dass ich mich schon seit fast zwei Wochen an Bord der Black Pearl befand. Mittlerweile hatte ich mich damit abgefunden, dass kein Abend verstrich, ohne dass ich nicht wenigstens einen neuen blauen Fleck davongetragen hatte. Allerdings nahm ich diese Tatsache kaum wahr, da ich am Ende des Tages total ausgelaugt und erschöpft ins Bett fiel.

Das lag hauptsächlich daran, dass Will ein exzellenter Fechter war, was er mich mindestens drei Stunden täglich spüren ließ. 'Als ich damit anfing, habe ich auch so viel geübt', meinte er zu seiner Verteidigung. Ja, aber er war ein Naturtalent, was ich bestimmt nicht von mit behaupten konnte. Er brachte mir zwar alle möglichen Finten und Ausweichmanöver bei, aber irgendwie schaffte ich es dennoch, dass der Säbel am Ende auf dem Boden lag, was mich ziemlich frustrierte.

Trotzdem, Elizabeths Ehemann war einfach ein toller Typ. Er half mir, wo es nur ging und baute mich immer wieder auf, wenn ich kurz davorstand aufzugeben. Dann schaute er mich aus seinen ehrlichen, treuen, braunen Hundeaugen an und schon fühlte ich mich ein bisschen zuversichtlicher. Wenn wir mit der Kampftraining fertig waren, alberten wir meistens herum und Will erzählte mir über den Alltag eines Waffenschmiedes in Port Royal und über seinen ständig besoffenen ehemaligen Meister Brown.

Der junge Mann war wie ein großer Bruder für mich, aber Elizabeth verstand das anscheinend falsch. Wenn Will mir zum wiederholten Male von seinem ersten richtige Kampf zwischen ihm und Jack erzählte und wie Brown dem Captain damals eins mit der Rumflasche über den Schädel gebraten hatte, stand sie an der Reling und warf mir giftige Blicke zu. Könnte man jemanden durch bloßen Augenkontakt umbringen, wäre ich bereits seit einigen Tagen tot.

Ich beneidete sie allerdings dafür, dass sie selbst mit hasserfüllten Gesicht noch aussah wie ein göttlicher Racheengel.

Will blieb erstaunlich cool angesichts dieser Situation, aber man konnte merken, dass er sich auf keinen Fall zwischen seiner Freundschaft zu mir und seiner Liebe zu Elizabeth entscheiden wollte.

Dennoch begann auch er sich unter ihren ständigen Blick-Mord-Attacken von Mal zu Mal unwohler zu fühlen. Schweren Herzen bat ich ihn, dass wir uns von nun an ausschließlich auf den richtigen Umgang mit Waffen konzentrierten. Will war sichtlich erleichtert.

Jack Sparrow verhielt sich allerdings noch merkwürdiger als unser Racheengel. Er ließ sich immer seltener an Deck blicken, was vor allem Gibbs äußerst beunruhigte.

Das letzte Mal, als er sich so benahm, wurden wir von einem riesigen Kraken verfolgt“, erzählte er mir und musterte dabei nervös das sich leicht kräuselnde Wasser, als könnte jeden Moment ein derartiges Ungeheuer daraus hervorschießen.



Diese Nacht schlief ich wieder schlecht. Ich stand erneut auf dem Felsen mitten im unendlichen Ozean und presste mir mit aller Kraft die Hände auf die Ohren um das grausige Lachen nicht mehr hören zu müssen. „Leah?! Was in Gottes Namen machst du denn hier?“

Die allzu vertraute Stimme drang trotz meiner verschlossenen Ohren zu mir herüber.

JACK?!“ Der merkwürdigste und genialste Pirat aller Zeiten stand neben mir auf dem nassen Stein und musterte mich ungläubig.

Seit wann kommt so was wie du in meinen Träumen vor?“

So was wie ich?“ Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust. Schließlich fragte ich neugierig: „Hörst du auch diese schrecklichen Stimmen?“

Jack nickte langsam und verzog das Gesicht schmerzerfüllt. „Wahrhaft … irritierend. Ich verstehe ihren Sinn nicht … Irgendwie gab's das noch nie. Huch, hat sich gereimt.“ Ich schüttelte genervt den Kopf.

Mit einem Plätschern teilte etwas die Wasseroberfläche und ein widerlicher Kopf erschien. Er trug einen großen, mitgenommen aussehenden Piratenhut unter dem ein Paar böse dreinblickende Äuglein hervorblickten. Seine Haut schimmerte fischig grün und statt eines Bartes endete das Gesicht in mehreren dicken Tentakeln.

Das Ding verzog seine Mundwinkel und schien ein fieses Lächeln andeuten zu wollen.

Jack wich zurück. „Du bist tot! Will hat dein Herz durchbohrt!“

„Korrekt, Sparrow, ich bin tot. Das hier ist nur ein Abbild meines Körpers. Du hast doch schon etwas Erfahrung mit solchen Erscheinungen wie mir.“ Nach jedem Wort schmatzte er ekelerregend. „Tief in deinem Innern müsstest du es eigentlich wissen. Dort unten“, er wies mit einem Nicken Richtung Wasser, „lauert dein schlimmster Albtraum. Jede tote Seele ist verloren.“ Der Tintenfischmensch sank wieder in die Tiefen des Ozeans hinab.

Jack strich sich über den Bart. „Davy Jones … jede tote Seele ... gar nicht gut“, murmelte er vor sich hin, runzelte die Stirn und ein Zittern durchlief ihn. Bevor ich ihn jedoch fragen konnte, was Davy Jones damit gemeint hatte, kräuselte sich das Meer erneut und eine zweiter Kopf tauchte auf. Ich schnappte nach Luft. „Dad … wie … was - “ Angsterfüllt starrte ich auf das so vertraute Gesicht meines Vaters. „Leah …, du musst auf dich Acht geben. Etwas Böses geschieht … Bald …“ Voller Sorge blickten die hellgrünen Augen direkt in meine, doch dann veränderten sie sich plötzlich und mit einmal wurden sie schwarz. Bodenlose Schwärze umfing mich und ich wachte mit einem lautem Plumps auf dem Boden der Kajüte auf.

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Lini (Sonntag, 04 August 2013 13:34)

    Also ich bin ja auch ein großer Fluch der Karibik - Fan und habe mir natürlich sogleich die FF durch gelesen. Sie ist wirklich gut und ich werde sie auf jeden Fall weiterverfolgen! Freue mich schon aufs nächste Kapitel! ;)
    LG Lini

  • #2

    Veri (Montag, 05 August 2013 16:26)

    Schön, dass sie dir gefällt. Wenn ich das neue Kapitel von "Hüter von Atlantis" hochgeladen habe, wird denke ich mal auch ein neues Kapi hier von erscheinen :)

  • #3

    Lini (Freitag, 04 Oktober 2013 22:35)

    Yeahy, das neue Kapitel ist mal wieder echt schön! :) Und ein paar Mal musste ich echt lachen... ;D

  • #4

    Veri (Samstag, 05 Oktober 2013 13:01)

    Daaaaankeschön :***


Impressum | Datenschutz | Sitemap
Ich bitte euch, keine Texte, Ideen, Bilder oder sonstiges von mir zu kopieren. Am besten, ihr meldet euch per E - Mail und fragt mich um Erlaubnis:) Vielen Dank!